Wie steht es um den Zustand von Berner Au und Wandse? II
Drs. 22-1564.1
Große Anfrage vom 12.05.2025
Sachverhalt:
Die Antworten auf die Kleine Anfrage Drs. 22-1442 haben zu weiteren Fragen geführt. Insbesondere folgende Anmerkung zu Frage 3 irritiert:
„Beide Gewässer haben Rückhaltebecken oder Teiche im Hauptschluss, welche zu Rückstaubedingungen im Fließgewässer führen, einhergehend mit Sedimentation der mitgeführten Frachten sowie Erhöhung der Wassertemperatur. Eine weitere Herausforderung sind die Sand und sonstigen siedlungs- und verkehrsbedingten Schmutzfrachten, die über die Regensiele von den befestigten Flächen eingetragen werden. Ebenfalls führen die vielen befestigten Flächen im Einzugsgebiet zu hydraulischem Stress – hohen Abflussschwankungen – in den Gewässern.“
Gerade diese Feststellungen müssten Anlass geben, mehr Maßnahmen zu ergreifen, um den ökologischen Zustand zu verbessern. Maßnahmen wären z.B. a.) Einbringen eines Sandfanges/ mehrerer Sandfänge, die jährlich ausgebaggert werden, b.) Einbringen von Strömungsbrechern (Steine/Totholz), damit sich die Strömung leiten lässt und tiefe Kolke und flache Sandbänke sich natürlich entwickeln, c.) Pflegen und regelmäßiges Aufschütten von Kiesbänken.
Stattdessen fällt in verschiedenen Bereichen der Wandse und der Berner Au auf, dass sich diese in einem schlechten Zustand befinden. Es ist weder ausreichend Kies vorhanden noch genügend Strömungsbrecher. Pflanzen wuchern ins Gewässer. Laub, Dreck und Schlamm sammeln sich in vielen Bereichen. Ehemals eingebrachte Kiesbetten sind längst komplett im Schlamm oder Sand versunken.
Vor diesem Hintergrund frage ich die Verwaltung:
Das Bezirksamt Wandsbek antwortet wie folgt: 21.05.2025
Vorbemerkung des Bezirksamts Wandsbek zur Schilderung des Sachverhalts:
Die benannten Herausforderungen, die sich für Wandse und Berner Au ergeben, sind grundsätzliche Herausforderungen, die sich in ganz Deutschland an zahlreichen Gewässern ergeben.
1. Was bedeutet in Drs. 1442 in Frage 1 „anlassbezogene“ Begehung? Welche Anlässe wären das z.B.?
Bezirksamt Wandsbek:
Anlässe sind z.B. Hochwasser- und Sturmereignisse sowie Meldungen von Dritten.
2. Inwiefern werden bei den Begehungen von Berner Au und Wandse auch Beobachtungen aufgenommen, die über die bloße (Wieder-)Herstellung des Status quos hinausgehen, wie beispielsweise mögliche Maßnahmen, die zur Verbesserung für Flora und Fauna führen könnten?
Bezirksamt Wandsbek:
Die Gewässerunterhaltung dient grundsätzlich der Erhaltung und Förderung der ökologischen Funktionsfähigkeit des Gewässers, insbesondere als Lebensraum von wildlebenden Tieren und Pflanzen. Beispielweise erfolgt bei Mäharbeiten wenn möglich eine wechselseitige Mahd, bei Gehölzarbeiten wird die Verwendbarkeit des Kronenholzes zum Totholzeinbau geprüft, bei Sanierungsarbeiten an Gewässersohlen oder -ufern werden Niedrigwasserprofile, Strömungslenker und Sekundärauen hergestellt und es werden invasive Neophyten entfernt.
3. Wann wurden wo und welche Maßnahmen an der Berner Au und der Wandse, wie Kieseintrag, Einbringen von Strömungsbrechern zur Förderung einer mäandernden Struktur oder andere in 2024 und 2025 durchgeführt?
Bezirksamt Wandsbek:
Siehe Anlage 1.
4. Welche Maßnahmen, wie Kieseintrag, Einbringen von Strömungsbrechern zur Förderung einer mäandernden Struktur oder andere sind wo an der Wandse und der Berner Au für 2025 vorgesehen?
Bezirksamt Wandsbek:
Siehe Anlage 1.
5. Wo und wann wurden 2024 und 2025 an eingebrachten Kiesbänken in Wandse und Berner Au Auflockerungsmaßnahmen vorgenommen?
Bezirksamt Wandsbek:
2024 keine. Für 2025 liegen die Berichte der Bachpaten noch nicht vor.
6. Warum sind außer dem „Projekt Forelle 2010“ keine weiteren Maßnahmen durchgeführt worden, um bedrohte Tierarten wie die Forelle in Gewässern wieder heimisch zu machen?
Bezirksamt Wandsbek:
Seit dem Projekt hat das Bezirksamt fortwährend strukturverbesserden Maßnahmen im Rahmen z.B. der Bachpatenschaften umgesetzt. Hinzu kommt die Strahlwirkung auf das Biotopverbundkonzept durch die Umsetzung der Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie zur Herstellung der Durchgängigkeit und Strukturverbesserung, welche die natürlichen Besiedlungsprozesse in und an den Gewässern fördern. Die Vorkommen von Prachtlibellen, Eisvögeln, Fischottern, Neunaugen und anderen Arten sieht das Bezirksamt Wandsbek auch als Erfolg der seit Jahren praktizierten schonenden Gewässerunterhaltung und -entwicklung.
7. Wurden die Projektjahre 2000-2005 des Projekts „Forelle 2010“ ausgewertet? Wenn ja, mit welchen Ergebnissen und wo sind diese einsehbar? Wenn nein, warum nicht?
Bezirksamt Wandsbek:
Ja.
Die Auswertung bestätigt das Vorkommen von verschieden Fischarten (darunter Dreistacheliger Stichling, Bachschmerle, Neunstacheliger Stichling, Gründling, Bachforelle, Flussbarsch, Hecht, Aal, Giebel) sowie der Bachforellen-Biozönose mit unterschiedlichen Zusammensetzungen in den einzelnen Jahren und Stationen.
Ein allgemein verständlicher Bericht über das Projekt findet sich z. B. im Rahlstedter Jahrbuch 2009 ab Seite 82:
https://www.rahlstedter-kulturverein.de/media/rahlstedter_jahrbuch_2009.pdf
8. Warum erfolgen die Baumkontrollen zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit entlang der Gewässer nur alle zwei Jahre?
Bezirksamt Wandsbek:
Das Bezirksamt orientiert sich an der aktuellen Baumkontrollrichtlinie der FLL für flächige Gehölze im Bestand. Die Anforderungen an die Verkehrssicherheit von Bäumen an den Gewässern und Unterhaltungswegen sind weniger hoch, als an öffentlich gewidmeten Straßen und
Wegen. Die FLL Richtlinie empfiehlt für Bäume in der Reifephase bei geringer berechtigten Sicherheitserwartungen des Verkehrs eine Kontrolle alle drei Jahre und in der Altersphase alle zwei Jahre.
Da ein gemischter Baumbestand von Bäumen in der Reifephase und Altersphase an Gewässern vorhanden ist, hat man den engeren Turnus von zwei Jahren gewählt.
9. An der Wandse auf Höhe „Bei der Hopfenkarre“ besteht der Grund nur aus Sand und Schlamm. Laub und totes Geäst sorgen für Verschlammung. Überhängende Pflanzen stoppen die Strömung und sammeln Treibgut, Laub und Dreck. Wie bewertet die Verwaltung den Zustand dieses Abschnitts? Besteht Handlungsbedarf?
Bezirksamt Wandsbek:
Das Gewässer weist hier eine gute Beschattung durch den Gehölzbestand am Ufer auf. Der Eintrag von Laub und Ästen ist eine natürliche Begleiterscheinung und nicht die Ursache von Verschlammung. Insbesondere Erlenlaub bildet die Nahrungsgrundlage für Bachflohkrebse und wird von diesen und anderen Arten des Makrozoobenthos zersetzt, die wiederum Nahrungsquelle für die Fische sind. Überhängende Pflanzen bilden Fischunterstände, üblicherweise bilden sich Turbulenzen, welche die Strömungsvielfalt im Gewässer erhöhen.
Die verminderte Strömung hat ihre Ursache im derzeit noch bestehenden Rückstaueinfluss vom Eichtalteich. Es ist zu erwarten, dass sich die Strömung durch die aktuellen Gewässerbaumaßnahmen im Eichtalpark kurzfristig erhöht und damit auch ein besserer Sedimenttransport stattfindet. Oberhalb des Rückstaubereiches wurden bereits viele Strömungslenker eingebaut, die noch wirksam sind. Handlungsbedarf besteht in der Verminderung der Sedimenteinträge z. B. durch die Erhöhung der Straßenreinigungsintervalle.
10. An der Wandse auf Höhe „Holzmühlenstraße“ bestimmen Dreck, Laub und totes Geäst das Bild. Der Grund besteht ausschließlich aus Schlamm. Wuchernde über- und einhängende Pflanzen verhindern Strömung und sammeln Dreck und Treibgut. Wie bewertet die Verwaltung den Zustand dieses Abschnitts? Besteht Handlungsbedarf?
Bezirksamt Wandsbek:
Der Abschnitt steht unter Rückstaueinfluss des Holzmühlenteiches. Die Verbesserung der Durchgängigkeit am Holzmühlenteich – und damit der Strömungsverhältnisse – ist im Arbeitsprogramm der Wasserwirtschaft bereits als Nachrückerma.nahme aufgenommen. Im Übrigen siehe Absatz eins, zwei und vier der Antwort zu Frage 9.
11. An der Wandse zwischen Litzowstraße und Ring 2 ist ehemals eingebrachter Kies längst im Sand/Schlamm versunken. Die Ufer sind befestigt. Es gibt keine Strömungsbrecher und keine mäandernde Struktur. Der Grund besteht nur aus Sand und Schlamm. Wie bewertet die Verwaltung den Zustand dieses Abschnitts? Besteht Handlungsbedarf?
Bezirksamt Wandsbek:
Der Kies wurde hier als Strömungslenker eingebracht und ist in dieser Funktion auch noch aktiv. Die Strömungslenker bewirken, dass sich an ihren Spitzen die Strömung verstärkt, und dass sich dort entwickelnde Gerinne nach wie vor von Sedimenten freihält. Im Strömungsschatten werden Sedimente abgelagert und bilden dort Flachwasserbereiche, auf denen sich oftmals auch Uferstauden und Unterwasservegetation ansiedeln. Dass der Kies bei der Verwendung als Strömungslenker verschlammt erscheint, ist systembedingt, liegt aber auch an der anhaltenden Niedrigwasserperiode. Denn im Hochwasserfall werden die Strömungslenker überspült und durch die Turbulenzen auch wieder frei gespült. Aufbauend auf der gesammelten Erfahrung könnten die Strömungslenker noch länger und höher gebaut werden ohne den Hochwasserabfluss zu behindern, um die „mäandernde“ Charakteristik zu verstärken. Im Abschnitt Litzowstraße ist der Gewässerabschnitt inzwischen als Kampfmittelverdachtsfläche ausgewiesen worden, daher wurden auch die nicht benötigten Uferbefestigungen nicht weiter entfernt. Teilweise stehen die Uferbefestigungen im Zusammenhang mit den Brückenbauwerken und können nicht beseitigt werden.
12. An der Berner Au auf Höhe des SC Condor-Sportplatzes sind ehemals vor ca. 18 Jahren eingebrachte Kiesbänke komplett im Sand und Schlamm versunken. Die mäandernde Struktur, die damals durch die versetzt eingebrachten Kiesbänke vorhanden war, ist komplett aufgehoben. An der Berner Au unterhalb des Rahlstedter Weges besteht der Grund nur aus Schlamm. Es gibt keinen Kies, keine Strömungsbrecher und keine mäandernde Struktur. Wie bewertet die Verwaltung den Zustand dieses Abschnitts? Besteht Handlungsbedarf?
Bezirksamt Wandsbek:
Das Bezirksamt Wandsbek hat in diesem Abschnitt das Bachbett erfolgreich eingeengt und eine immer noch vorhandene Strömungs- und Substratvielfalt erreicht. Nur in einem kurzen Teilabschnitt wurde auf den wegeseitig vorgelagerten Kiesbänken Erde aus der Uferböschung und Wegbaumaterial eingetragen. Der begleitende Unterhaltungsweg hat sich durch die intensive Nutzung durch Fuß- und Radverkehr breiter entwickelt als er ursprünglich war. Zusätzlich wirkt sich der Ufervertritt negativ aus. Eine noch ausstehende Maßnahme ist hier die Entwicklung eines Gewässerrandstreifens mit Krautvegetation.
13. An der Berner Au auf Höhe Stargarder Straße ist das Ufer mit Pflöcken befestigt. Ergebnis ist fehlende mäandernde Struktur. Es gibt keinen Kies und auch keinen Sand. Als Grund ist nur Schlamm vorhanden. Wie bewertet die Verwaltung den Zustand dieses Abschnitts? Besteht Handlungsbedarf?
Bezirksamt Wandsbek:
Aus dem früher künstlich begradigten Gewässerabschnitt hat sich trotz enger Platzverhältnisse das Ufer relativ vielfältig entwickelt. Es gibt längere kiesige und steinige Bereiche und nur wenig Schlamm, Erlenwurzel ragen in das Gewässer und es ist Strömungsdiversität vorhanden. Die Platzverhältnisse lassen derzeit keine bessere Entwicklung zu. Auch die Uferbefestigungen sind der Steilheit der Böschung und dem direkt am Gewässer verlaufenden Weg geschuldet.
Zur Planung des Oldenfelder Bürgerparks wurde bereits Platzbedarf für die Entwicklung der Berner Au angemeldet, sodass hier mittelfristig eine Verbesserung des ökologischen Gewässerpotenzials möglich wird. In diesem Zuge wird dann auch der Sohlabsturz beseitigt.
14. Am Deephorngraben auf Höhe Berner Schloss/Berner Bahnhof ist ehemals eingebrachter Kies im Sand versunken. Als Grund gibt es fast nur Sand und Schlamm. Dreck, Laub und totes Geäst verstopfen den Bachlauf. Wie bewertet die Verwaltung den Zustand dieses Abschnitts? Besteht Handlungsbedarf?
Bezirksamt Wandsbek:
Der Deepenhorngraben leidet unter erheblichen Sedimentfrachten aus einem großen Regensieleinzugsgebiet sowie unter stark variierenden Abflüssen. Der bestehende Handlungsbedarf hinsichtlich der Errichtung einer Regenwasserbehandlungsanlage ist erkannt. Die Prioritätensetzung erfolgt bei der BUKEA und die Umsetzungsplanung durch Hamburg Wasser. Obwohl eine Belastung vorhanden ist, wurde durch den Einbau von Strömungslenkern bereits viel erreicht. Die Sedimente bestehen nur zum Teil aus Schlamm. Auf weiten Strecken ist Hartsubstrat vorhanden und die Strömungslenker sorgen auch hier (wie zu Frage 11 beschrieben) dafür, dass sich das Sediment außerhalb des Niedrigwassergerinnes ablagert.
15. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Ockerbelastungen in den Wandsbeker Gewässern zu verringern?
Bezirksamt Wandsbek:
In den Wandsbeker Gewässern treten Verockerungen nur vereinzelt und lokal sehr begrenzt auf. Die Belastung ist geringfügig, sodass keine Maßnahmen erforderlich sind.